Freude und Hoffnung schenken

Es ist leicht, sich von ihrer Freude und ihrem einladenden Lächeln anstecken zu lassen. Isabel Laranjeira ist eine Fokolarin aus Portugal. Sie lebt seit vier Jahren in der Schweiz und ist Teil des Teams, das den Empfang in Mariapoli Foco leitet.

"Was mich am meisten reizt, ist die Möglichkeit, für etwas Grosses zu leben. Für eine geeinte Welt zu leben", sagt Isabel. "Dieses Wort 'geeinte Welt' mag wie Poesie klingen. Das ist es aber nicht. Ich glaube wirklich an die Einheit, an den Aufbau einer gesünderen, solidarischeren Welt, in der die Menschen miteinander leben. um Freude zu geben, Hoffnung zu geben".

Sie spricht auch von einer "Ankündigung wie Maria", die "aufstand und zu ihrer Cousine Elisabeth eilte". Isabel erklärt: "Ich gehe auf jemanden zu und spreche und gebe, was ich habe. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit einem Dienst, einem konkreten Akt der Liebe".

Ein Gedanke, der in ihren Erfahrungen in Brasilien, Südafrika, Angola und jetzt in der Schweiz wurzelt.

 

Offenheit und Brüderlichkeit

Nach Abschluss der Schule für Fokolarinnen an der Mariapoli Foco kam Isabel nach Brasilien, wo sie 26 Jahre lang lebte, immer im Amazonasgebiet.  Isabel erklärt, dass sie dort den Wert der Person, den Wert der Natur und den Wert des Lebens kennen gelernt hat. Sie erfuhr Akzeptanz und Brüderlichkeit. "Das hat mich dazu gebracht, mich dem Anderen, dem Verschiedenen zu öffnen und zu versuchen, etwas aufzubauen und für das Gemeinwohl zu arbeiten".

In Maranhão konnte sie auch das Projekt "Magnificat" kennen lernen: ein landwirtschaftliches Gebiet, das von einer Gemeinschaft von Quilombolas (Nachkommen von Afrikanern, die als Sklaven nach Amerika gebracht wurden) und Posseiros (landlose Bauern) bewohnt wird. Auf einem dort geschenkten Land hat die Fokolar-Bewegung ein integriertes Entwicklungsprojekt für diese Gemeinschaften geschaffen. Allerdings, so Isabel weiter, "ist es nicht sehr lehrreich, einfach so Land zu schenken. Denn eine Person, die nichts hat und ein Stück Land bekommt; was macht sie? Sie verkauft es, und schon bald ist das Geld weg, und sie findet sich in der Armut, im Elend wieder. Also haben wir einen Schulungsprozess angefangen. Und dort ist durch das gelebte Evangelium eine Gemeinschaft entstanden und gewachsen, in der jeder seine wahre Würde als Mensch und Kind Gottes findet”.

Das Projekt entwickelte sich im Bereich der Kindererziehung, der Gesundheit, aber auch der Beziehungen zwischen den Bewohnern. Alles auf der Grundlage der Spiritualität der Einheit und des Lebens nach dem Evangelium. "Und so entstand langsam eine kleine Version, ein kleines Modell einer Gemeinschaft, die auch sozial zusammenwächst", schliesst Isabel.

Und dann, in Johannesburg, Südafrika, als die Erinnerungen an die Zeit der Apartheid noch zu spüren waren. Aber was Isabel beeindruckte, war die Ankunft in einer "Mariapoli" und der Anblick von schwarzen und weissen Leuten, die sich wie Brüder liebten. Ein Merkmal, das ihr bei den Afrikanern auffiel, ist deren geistige Grundlage, die im Glauben an die Gegenwart Gottes in ihrem Leben, in ihrem Alltag, verwurzelt ist.

"Aber ich glaube, die stärkste Erfahrung habe ich in Angola gemacht", sagt sie. Als Portugiesin kommt ihr der Gedanke, eine Nachfahrin des kolonisierenden Volkes zu sein, und auch, dass sie eine Frau und weiss ist. Sie stellt jedoch fest: "Ich habe mich nie verurteilt gefühlt. Im Gegenteil, ich wurde sehr willkommen geheissen, jeder wurde so akzeptiert und geschätzt, wie er ist, und man sah den Menschen in Gott, jenseits aller Erwägungen. Ich denke, dass ich dieser angolanischen Erfahrung viel zu verdanken habe, wenn ich heute eine erweiterte Seele habe, die offen dafür ist, jeden willkommen zu heissen.

Angola

"Le cathé est cool"

Als Isabel in der Schweiz ankam, fand sie Menschen vor, die zwar materiell viel zu haben scheinen, aber auch viel Einsamkeit und Isolation erleben. In Anlehnung an die Worte von Papst Franziskus über die ‘Peripherien’[1], wo nicht nur materielle Armut herrscht, sondern auch Armut an Beziehungen und - heute - an einem spirituellen Leben, entschied sich Isabel, die Kindergärtnerin ist, Kindern im Alter von 6 bis 8 Jahren Katechismus Unterricht zu geben.

"In Angola habe ich Katechese unter dem Mangobaum unterrichtet, mit Gruppen von 45 Kindern und als pädagogisches Material nur meine Stimme. Hier bin ich mit Gruppen von 9, 10 Kindern, die Papier und Buntstifte haben, in komfortablen Räumen, mit Medienmaterial .... Eines Tages schlug ich vor: 'Jetzt erzähle ich euch die Geschichte von Jesus'. Wer ist Jesus?', fragten sie.". In diesen Klassen spricht Isabel über Gott, über die Liebe zum Bruder, über die Nähe Jesu, "der uns immer zuhört, der immer bei uns ist, auch wenn wir ihn nicht sehen". Am Ende des Unterrichts meint einer: "Ist es schon vorbei? La 'cathé est cool' ... aber was mich am meisten berührt, ist, wenn ich sie einlade, ein Gebet zu sprechen - mit Jesus zu reden - und sie in der Stille sehe, gesammelt ... das macht mir klar, dass die Seele kein Alter und keine Nationalität hat, sondern dass sie eben eine Seele ist und dass jeder dazu geschaffen ist, eine Beziehung zu Gott zu haben".

Es ist diese Beziehung, die von den Kindern zu den Eltern und Grosseltern gelangt. Sie schätzen es, dass jemand mit ihren Kindern über Gott spricht. Und auch zu den Lehrern, mit denen sie vor der Katechese-Stunde Gespräche führt. "Es entsteht eine Beziehung. Ich sehe, dass die Aufgabe darin besteht, Freude und Hoffnung zu vermitteln, zu wissen, dass Jemand mit uns ist. Auch in Zeiten des Leidens beizustehen und Trost zu bringen. Ich erlebe, dass es möglich ist, etwas Hoffnung und Freude weiterzugeben".

 

Lucas Oliveira

 

[1] Botschaft von Papst Franziskus zum Weltmissionstag 2018 - Bringen wir gemeinsam mit den Jugendlichen das Evangelium zu allen - "die fern vom Glauben, diesem gleichgültig, manchmal ablehnend und feindlich gegenüberstehen, sie stellen die äusserste Peripherie der Menschheit dar, die ‘Grenzen der Erde’”.