Brüderlichkeit unterwegs

 

Fünf Tage (vor den Einschränkungen durch Covid19) haben die an den einen Gott Glaubenden zusammengelebt. Fünf Tage wirkliche und fühlbare Brüderlichkeit. Muslime und Christen jeden Alters aus über 40 Nationen.  Ein tiefer Respekt für die Verschiedenheit und ein gegenseitiger Austausch prägte die Teilnehmer und stärkte ihre Bemühung, in der Einheit zu wachsen, um der Menschheit eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Welt zu bieten.

Wir veröffentlichen einige Auszüge des letzten Interviews mit Dr. Mohammad Ali Shomali*, dem Veranstalter dieses dritten Besuchs bei der Fokolar-Gemeinschaft in der Siedlung von Montet.

 

Frage: Was glauben Sie, in diesen fünf Tagen in Montet entdeckt zu haben?

Dr. Shomali: "Gott sei Dank ist jeder Besuch immer besser als der vorherige. Ich denke, es liegt zum Teil daran, dass wir uns besser kennen, dass es mehr Vertrauen gibt, aber zum Teil liegt es auch daran, dass wir in unserer Einheit wachsen, und ich denke, wenn ich mein Herz mehr öffne, wird sich auch die andere Seite mehr öffnen. Ich erwarte also nicht, dass die andere Seite ihre Herzen mehr öffnet, sondern ich erwarte von mir selbst, dass ich mehr tue.
Ich denke, dass man in Beziehungen nicht auf die andere Seite warten sollte: Wenn in einer Beziehung etwas nicht stimmt, solltest du schauen, warum du dich nicht mehr öffnen konntest.
So versuche ich jedes Mal, ein offenes Herz zu vermitteln, und Gott sei Dank bin ich nicht enttäuscht.
Und besonders dieses Mal haben unsere Brüder und Schwestern in den Fokolaren die Dinge so geplant, dass sie von Anfang an unsere Einheit widerspiegelten und wir viel mehr Möglichkeiten hatten, mit der ganzen Gemeinschaft zu verkehren."
 

Frage:  Wie sehen Sie das Charisma der Einheit heute und die Hundertjahrfeier der Geburt Chiara Lubichs?

Dr. Shomali: "Im Namen Gottes, des Erbarmenden, des Barmherzigen. Wenn ich beschreiben möchte, was wir feiern, dann wäre es meiner Meinung nach nicht richtig, zu sagen, dass wir etwas feiern, das vor hundert Jahren geschehen ist und das nützlich war. Ich glaube, es ist mehr als das. Ich glaube, wir feiern etwas, das einen neuen Wachstumskreislauf, eine neue Entwicklungsebene  eingeleitet hat. So wie ich es verstehe, können wir in dieser Zeit nicht nur feststellen, dass das Charisma mit dem Verschwinden von Chiara nicht gestorben ist oder nur fortbestand, sondern dank der Ereignisse in der Welt und in der Bewegung können wir jetzt hoffen, dass wir einen weiteren, tieferen Schritt zur Einheit machen können und dass somit die Einheit der Menschheit in der nächsten Phase im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wird. Deshalb bin ich voll Zuversicht, dass dieses Charisma fortbestehen wird mit mehr Mut, mit mehr Hoffnung und mit mehr Menschen, die es auch ausserhalb seines traditionellen Umfeldes zu schätzen lernen."

In diesen aussergewöhnlichen Tagen haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir uns nicht mehr in der Phase des Dialogs, sondern in der Phase der Einheit befinden. Wir leben und beten füreinander, damit Gott unsere Schritte auf dem gemeinsamen Weg der Brüderlichkeit mehr und mehr lenke und uns als seine Werkzeuge benützen kann.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                           

* Prof. Mohammad Ali Shomali, Dekan für Post-Graduate-Studien an der Internationalen Sektion von Jami' al Zahra und Direktor des Internationalen Instituts für Islamische Studien in Qum, Iran, ist eine bekannte Persönlichkeit in der schiitischen Welt, nicht nur im Iran seinem Heimatland, sondern auch in verschiedenen Teilen der Welt. In den letzten 18 Jahren war er auch im Bereich des interreligiösen Dialogs sehr aktiv. Ihm ist es zu verdanken, dass mehrere Anlässe des Dialogs zwischen schiitischen Muslimen und Benediktinermönchen sowie zwischen Schiiten und Mennoniten organisiert wurden. Er begleitete einige Delegationen von Master- und Doktorats- Studenten aus dem Iran und aus anderen Teilen der Welt, zum Besuch des Fokolar-Zentrums in Rom und auch zu den Fokolar-Ausbildungszentren in Loppiano, Italien, und Montet, Schweiz. Er wohnt derzeit in London.