Eine Geschichte aus dem Leben - 11

12 Monate, 12 Kapitel, 12 Zeugen, die jeden Tag das Ideal verwirklichen, das Gott durch Chiara der ganzen Welt gegeben hat. Eine lebendige Geschichte, die sich in vielen Männern und Frauen heute noch fortsetzt.

 

            11 - Eine Spiritualität und eine Bewegung

            „Ich möchte nun eine globale, einheitliche Sicht, fast so wie aus der Vogelperspektive, darlegen. Bisher haben wir über Spiritualität gesprochen. Aber das Charisma des Heiligen Geistes hat uns nicht nur eine Spiritualität gegeben. Es hat auch die Strukturen einer Bewegung mit einem Zentrum und 22 Zweigen mit den unterschiedlichsten Berufungen vorgeschlagen; es hat sie in viele Zonen aufgeteilt; es hat etwa tausend soziale Werke hervorgebracht; es hat 26 Verlagshäuser und 34 Zeitschriften in verschiedenen Sprachen hervorgebracht; über die Kontinente verstreut gibt es 33 Siedlungen von Zeugnisträgern.

            In unserer Bewegung bestehen auch die vier Dialogformen, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgesehen sind. Der Dialog zwischen Einzelpersonen und Gruppen in der katholischen Welt sowie zwischen verschiedenen kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften ist sehr umfassend und tief greifend.

            Im ökumenischen Bereich gibt es einen intensiven Dialog mit Christen aus 350 Kirchen, die unserer Bewegung angehören, so dass die Spiritualität der Einheit auch von anderen Kirchenverantwortlichen als ökumenische Spiritualität angesehen wird. Eine Spiritualität, die bereits unter uns allen aus den verschiedenen Kirchen eine spirituelle Einheit schafft, die so stark ist, dass wir uns fast wie ein einziges christliches Volk fühlen, das auf die vollständige Wiedervereinigung wartet.

            Die Bewegung steht auch in Kontakt mit den Gläubigen der Hauptreligionen: Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Sikhs, Schintoisten, Taoisten... Der Dialog, durch Zeugnisse unserer christlichen Erfahrung in Tempeln, Moscheen, Synagogen genährt, hat dazu geführt, dass die jahrhundertealten Vorurteile gegen Christus, die Christen und die Kirche geschwunden sind. Die so genannten "Samen des Wortes", die in ihrem Glauben vorhanden sind, kommen ans Licht, und diese Brüder und Schwestern eignen sich typisch christliche Wahrheiten an.

            Viele nicht-gläubige Menschen engagieren sich auch in der Bewegung zur Wahrung gemeinsamer Werte: Solidarität, Ökologie, Frieden, Menschenrechte...

            Aber die Bewegung bewirkt auch eine Ausbreitung des Evangeliums in allen menschlichen Bereichen: in der Politik, der Wirtschaft, der Kommunikation, der Kunst, der Wissenschaft, der Soziologie, der Erziehung, der Medizin... Es handelt sich um eine "Breitenwirkung", in Sinne des heiligen Johannes Chrysostomus. Er sagt, dass die "Ströme lebendigen Wassers"[1], von denen das Evangelium spricht, eine "Ausbreitung des Geistes in der Welt"[2] verursachen.

            So beginnt die Bewegung, auf die dramatischen Fragen der Gesellschaft zu antworten, indem sie z.B. mit der “Wirtschaft in Gemeinschaft” eine neue wirtschaftliche Strömung erweckt, die dazu beitragen kann, den ersten Christen nachzueifern, unter denen es keine Mittellosen gab; oder im politischen Bereich die Politische Bewegung für die Einheit, die sich für die Erneuerung der politischen Welt im Hinblick auf das grosse Ideal einer immer mehr vereinten Welt einsetzt.“ (Fortsetzung folgt)

 

Diese Geschichte wurde von Chiara Lubich zu verschiedenen Zeitpunkten selbst erzählt. Die Texte stammen aus dem ersten Kapitel des Buches “Un popolo nato dal Vangelo", E. Fondi - M. Zanzucchi, S. 13, Editrice San Paolo.  Historische Hinweise zu den verschiedenen Reden finden Sie auf S. 3.

 


[1] Vgl. Joh. 4,14 und 7,38

[2]  Vgl. Johannes Chrysostomus, Johannem homilia, 51, PG 59, 284.