Ökologische Bekehrung

"Die Fokolar-Bewegung setzt sich durch konkrete Aktionen und die Förderung des Dialogs mit allen für den Schutz unseres Planeten ein", sagte Margaret Karram, Vorsitzende der Bewegung. Und im Schlussdokument der Generalversammlung von 2021 heisst es: "Wir verpflichten uns, die ökologische Nachhaltigkeit unserer Strukturen und Aktivitäten zu überprüfen (...) Wir wollen uns der Bildung eines Umweltbewusstseins widmen, das zu einem nachhaltigeren Lebensstil führt". Die ökologische Umstellung ist eines der vorrangigen Ziele, die umgesetzt werden müssen.

Am 3. Juni 2022 konnte die Fokolar-Bewegung in Stockholm[i] im Rahmen der "Glaubenspläne für Mensch und Planet" in Synergie mit der Aktionsplattform Laudato Sì[ii] ihr eigenes Dokument - den Fokolar-Ökoplan - vorstellen, der das Engagement ihrer Gemeinschaften für die Umwelt darstellt, motiviert durch die Spiritualität, die sie beseelt. Mit dem Ökoplan wollen die Fokolare die bereits in der Bewegung vorhandene Umweltarbeit verstärken, vernetzen und erweitern.

Der EcoPlan, der in Zusammenarbeit mit FaithInvest[iii] und EcoOne[iv] erstellt wurde, soll die Mitglieder und Gemeinschaften der Fokolar-Bewegung dazu anregen, ihren Lebensstil im Hinblick auf den Schutz der Menschen und des Planeten durch die verschiedenen Aspekte der Spiritualität der Einheit zu überdenken.

Als erste Massnahme zur Unterstützung der lokalen Gemeinschaften der Fokolar-Bewegung bei der Entwicklung lokaler ökologischer Pläne, die der Kultur der verschiedenen Orte entsprechen, wurde dank der finanziellen Unterstützung von Faithinvest das Seed Funding Programme[v] ins Leben gerufen.

Auch die Mariapoli Foco[vi] bewegt sich zunehmend in Richtung einer praktischen und ganzheitlichen ökologischen Erfahrung.

Antoon van der Burgt aus den Niederlanden, der für die Instandhaltung und die Umwelt der Siedlung mitverantwortlich ist, und Tom McGlynn aus den Vereinigten Staaten, der zur Zeit die Ausbildung an der Schule der Fokolare[vii] macht, skizzierten die operativen Linien zur Fortführung und Weiterentwicklung des bestehenden ökologischen Prozesses.

Die Interviews, die sie gegeben haben, vermitteln einen klaren Überblick über die Bedeutung dieser "ökologischen Umstellung" und die ersten konkreten Schritte.

Antoon spricht über die ökologischen Herausforderungen in einem "begrenzten" Gebiet wie das der Siedlung und darüber, wie die praktische Ausbildung ihrer Bewohner verwirklicht wird.

“Wenn wir über integrale Ökologie sprechen, sollten wir bedenken, dass wir es hier mit Menschen aus vielen Teilen der Welt zu tun haben. In den verschiedenen Ländern gibt es grosse Unterschiede was das ökologische Bewusstsein betrifft. Ausserdem haben wir unterschiedliche Altersgruppen, Charaktere und gesellschaftliche Hintergründe. Für die einen öffnen sich neue Horizonte, wenn sie sehen, wie sorgfältig die Abfälle in der Schweiz getrennt werden, andere tun sich schwer, ihre Gewohnheiten zu ändern. Es ist daher sehr wichtig, auf die Notwendigkeit dieser ökologischen Praxis hinzuweisen. Für mich persönlich bedeutet das, nicht zu urteilen, sondern geduldig zu sein und meiner Verpflichtung treu zu bleiben, zu versuchen, die Bedienungsanleitungen zu vereinfachen, indem ich sie für alle zugänglich mache.

Kleine konkrete Massnahmen. Mit der Einführung von LED haben wir begonnen, alle unsere Glühbirnen auszutauschen. Zwischen 2010 und 2021 verzeichneten wir einen Rückgang des Stromverbrauchs um 25 %. Im Jahr 2018 haben wir 400 Photovoltaikmodule installiert, die etwa ein Drittel des Verbrauchs der Siedlung decken. Wir nutzen 75 % der Photovoltaik und 25 % werden ins Netz zurückgespeist.

Auch bei der Gemüse- und Gartenpflege ist es wichtig zu erklären, wie und in welchem Umfang die Wiederverwertung von organischen Abfällen sinnvoll ist. Bei der Bewirtschaftung des Gartens ist es normal, saisonale Gemüse zu verwenden. Es ist eine Einladung zur Nüchternheit, die sich gut in die Umgebung einfügen kann, in der jeder lebt und leben wird.

Da wir noch Gebäude mit traditioneller Heizung haben, müssen wir immer wieder daran erinnern, wie Energie gespart werden kann: Türen schliessen, lüften, ohne es zu übertreiben, im Winter Pullover tragen und die Temperatur der Heizkörper nicht zu hoch setzen.

Es sind kleine Schritte, die die Studentinnen und Studenten zu schätzen lernen und die sie nach der Rückkehr in ihre Heimatländer weitergeben können”.

Tom erklärt sein Engagement für die Umsetzung des Ziels von EcoPlan.

“Durch das Zusammenleben von Leuten aus verschiedenen Kontinenten haben wir das Glück, einen Mikrokosmos der Welt zu erleben, der uns durch den gegenseitigen Austausch hilft, Werte und unterschiedliche Wahrnehmungen von Realitäten zu teilen. Wir alle wollen das Ideal einer geeinten Welt leben und vertiefen. Wie machen wir das? Integrale Ökologie bedeutet, alle Aspekte unserer Spiritualität in einer Weise zu leben, die dem Leben einen Sinn gibt und die Welt wirklich verbessert. Von der Gründerin Chiara Lubich haben wir ein spirituelles Erbe bekommen, das den gesamten Kosmos durch die Liebe verbunden sieht. Unsere Ausbildung in integraler Ökologie heisst, dies aufzuzeigen.

In der Tat finden unsere "Vorlesungen" nicht nur im Klassenzimmer oder in unserem persönlichen Leben statt. Seit einigen Jahren sind wir auf dem Weg, das Potenzial dieser Siedlung zu entwickeln. Wir verstehen immer besser, wie die Ökologie diese Reise mit nützlichen Instrumenten bereichert, und zwar nicht nur im Hinblick auf Grünflächen! Sie bietet uns Schlüssel zu einem Leben in grösserer Harmonie mit unserer Umwelt und uns selbst.

Es wird heute oft über Nachhaltigkeit gesprochen. Die Ökologie lehrt uns, dass finanzielle Nachhaltigkeit niemals ohne soziale Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Und die soziale Nachhaltigkeit wird ohne ökologische Nachhaltigkeit immer schwieriger.

Hier ist die gesamte Ausbildung im Wort Gottes verwurzelt. Für mich könnte ein Wort für die Ökologie zum Beispiel lauten: "Wer versucht, sein Leben zu retten, wird es verlieren” (Lc,17,33).

Die Ökologie gibt uns die Mittel zur Widerstandsfähigkeit, Mittel, um Leben zu erzeugen und zu regenerieren, nicht nur um es zu erhalten. Sie lehrt uns, dass Nachhaltigkeit als Ziel nicht ausreicht.»

Ein faszinierender und dringender Weg, eine Herausforderung, die die Menschheit erwartet, die nur gemeinsam bewältigt werden kann, um unseren Planeten zu respektieren und zu ‘retten’.

 

[vi] Chiara Lubich hat der Siedlung diesen Namen gegeben. Foco (Igino Giordani) ist einer der Mitbegründer der Fokolar-Bewegung