Eine Geschichte aus dem Leben - 8

12 Monate, 12 Kapitel, 12 Zeugen, die jeden Tag das Ideal verwirklichen, das Gott durch Chiara der ganzen Welt gegeben hat. Eine lebendige Geschichte, die sich in vielen Männern und Frauen heute noch fortsetzt.

 

8 - Dass alle eins sind

            In der Tat machten wir eine Entdeckung nach der anderen, während um uns herum immer wieder Bomben fielen. Dabei lasen wir das Evangelium bei Kerzenlicht in einem dunklen Keller.

            Eines Tages war ich mit meinen Gefährtinnen dort, und als ich das kleine Buch öffnete, las ich: "Vater, mögen alle eins sein"[1]. Es war das Gebet Jesu, bevor er starb. Dank seiner Gegenwart unter uns und dank einer Gabe seines Geistes glaubte ich, diese schwierigen und starken Worte ein wenig zu verstehen. In meinem Herzen entstand die Gewissheit, dass wir für diese Seite des Evangeliums geboren wurden: für die Einheit; das hiess, zur Einheit der Menschen mit Gott und untereinander beizutragen.

            Einige Zeit später, im Bewusstsein der göttlichen Kühnheit dieses Programms, das nur Gott verwirklichen konnte, knieten wir um einen Altar herum und baten Jesus, diesen seinen Traum auch durch uns umzusetzen, falls dies in seinen Plänen gewesen wäre. Zu Beginn waren wir angesichts der Ungeheuerlichkeit der Aufgabe recht benommen, und wenn wir die Menschenmengen sahen, die wir in Einheit hätten versammeln sollen, waren wir fassungslos. Aber nach und nach liess uns der Herr verstehen, dass unsere Aufgabe wie die eines Kindes war, das einen Stein ins Wasser wirft. Und um diesen Stein herum gibt es viele Kreise, die immer grösser und grösser werden, und die man, sozusagen, als endlos sehen kann. Damals verstanden wir, dass wir um uns herum, in der Umgebung, in der wir uns befanden, Einheit schaffen mussten, und dass wir dann - einmal im Himmel angekommen - beobachten konnten, wie sich die Kreise ausweiteten, bis sich am Ende der Zeit Gottes Plan erfüllen konnte.

            ... Was ich damals schrieb, verrät das Staunen angesichts einer so erhabenen übernatürlichen Realität: “Die Einheit! wer kann es wagen, von ihr zu sprechen? Sie ist so unsagbar wie Gott selbst! Man hört sie, man sieht sie, man geniesst sie, aber... sie ist unbeschreiblich! Jeder erfreut sich ihrer Anwesenheit, jeder leidet unter ihrer Abwesenheit. Sie ist Frieden, Freude, Liebe, Glut, ein Gefühl des Heldentums, der unendlichen Grosszügigkeit. Sie ist Jesus unter uns!" ... (Fortsetzung folgt)

 

Diese Geschichte wurde von Chiara Lubich zu verschiedenen Zeitpunkten selbst erzählt. Die Texte stammen aus dem ersten Kapitel des Buches “Un popolo nato dal Vangelo", E. Fondi - M. Zanzucchi, S. 8, Editrice San Paolo.  Historische Hinweise zu den verschiedenen Reden finden Sie auf S. 3.

 

 


[1] Joh 17,21.

 


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