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Der Krieg und das Osterfest

Im Jahr 1953 veröffentlichte Igino Giordani "Die Sinnlosigkeit des Krieges", ein Buch, das heute leider aktueller denn je ist. Mit seinem prophetischen Blick, der durch seine persönlichen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg untermauert wird, beschreibt er die Absurdität der Konflikte, die unsere Welt noch immer bluten lässt. Wenn man seine Worte liest, fragt man sich, warum unsere Zeit, die das Wachstum der Menschlichkeit vorantreiben könnte, stattdessen ihren Niedergang in diesen tragischen Kriegen zum Ausdruck bringt, welche die Erniedrigung des Menschen anprangern, der - wie in den Tagen von Kain und Abel - seinen Bruder tötet. Kain war eifersüchtig und wollte Abel übertreffen. Ist vielleicht diese "Macht" immer noch einer der Gründe, die Kriege auslösen?

"Krieg ist Mord im grossen Stil, gekleidet in eine Art heiligen Kult, wie das Opfer der erstgeborenen Söhne an den Gott Baal: und das wegen des Schreckens, den er auslöst, der Rhetorik, in die er sich kleidet, und der Interessen, die er anhäuft. Wenn sich die Menschheit spirituell weiterentwickelt, wird der Krieg neben blutigen Riten, Aberglauben, Hexerei und barbarischen Phänomenen katalogisiert werden. Er ist für die Menschheit wie die Krankheit für die Gesundheit, wie die Sünde für die Seele: Er ist Zerstörung und Verwüstung und betrifft Körper und Seele, den Einzelnen und die Gemeinschaft". Dies sind die ersten Zeilen des zitierten Buches von Giordani. (L’Inutilità della guerra Città Nuova Editrice – pag.9, auf italienisch)

Als glaubhafter Zeuge wurde Igino 1915 zu den Waffen gerufen und in die Schützengräben geschickt. Er hat keinen einzigen Schuss auf den Feind abgegeben, weil das Christentum das Töten verbietet. Infolge seiner konsequenten und mutigen Entscheidung wurde er schwer verwundet. Er verbrachte drei Jahre im Krankenhaus mit mehreren Operationen an seinem verletzten Bein, das nie ganz heilte. Der authentische Christ, Giordani, war sich sehr wohl bewusst, dass vor mehr als 2000 Jahren jemand persönlich für den Schmerz der Menschheit bezahlt und eine neue Lebensweise eingeführt hatte: die Liebe. Eine Liebe, die den Menschen lebendig macht und ihn in Sein eigenes Leben einbezieht.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Chiara Lubich in Trient ein Charisma vermittelt, das den Menschen und der Gesellschaft eine Form der Beziehungen eröffnete, die auf gegenseitiger Liebe beruhten. So leben heute einige Christen in der Ukraine und in Russland. Wir berichten, was im "Collegamento"[1] vom 26. März 2022 von zwei Zeugen berichtet wurde, die die Tragödie des russisch-ukrainischen Krieges hautnah miterleben.

Donatella: "Wir befinden uns im westlichen Teil der Ukraine in den Räumlichkeiten einer Pfarrei, in der wir mit den Fokolarinnen aufgenommen wurden, als der Konflikt ausbrach. Die Gemeinschaft vor Ort ist hier mit uns, sowie auch andere Flüchtlinge. Wir versuchen, so gut wie möglich zu helfen und vor allem mit den Menschen in den am schlimmsten betroffenen Gebieten in Kontakt zu bleiben. Viele von ihnen kannten wir nicht. Es geht darum, sie mit Hilfsgütern zu versorgen oder einen Weg zu finden, sie an einen sichereren Ort zu bringen; aber vor allem geht es darum, ZUHÖREN zu können, tief zuzuhören, denn oft haben wir keine Antworten. Aber es ist unglaublich zu erleben, wie dankbar die Menschen für alles sind, für jedes Wort des Trostes, der Nähe, der Hoffnung".

Larissa: "Wir möchten uns bei allen für die grosse Nähe, die Aufnahme und die konkrete Hilfe bedanken, die uns aus so vielen Ländern erreicht. Und vor allem die Gebete aus allen Teilen der Welt, die uns unterstützen und uns zu einer Familie machen.

In wenigen Tagen werden wir Ostern 2022 feiern. Es ist an der Zeit, die Liebe, die jeder Mensch in seinem Herzen trägt, wachsen zu lassen und jede Wunde zu heilen, um in seinem eigenen Winkel der Welt zu einem Baumeister des Friedens zu werden und so die Spirale des Hasses, die die Herzen zu ergreifen droht, umzukehren. Es ist an der Zeit, die wahre Liebe freizusetzen, die es versteht, das eigene Leben zum Blühen zu bringen und eine Gemeinschaft von Menschen zu schaffen, die in umfassender Brüderlichkeit zusammenleben.

Der Frieden hängt auch von mir und von dir ab.



[1]”Das Collegamento CH. Eine Familie in der Welt. Verbunden". So präsentiert sich das Nachrichtenmagazin im Internet: Es ist eines der typischen Merkmale der Fokolare bezüglich der Kommunikation.