Eine Geschichte aus dem Leben - 3

 

12 Monate, 12 Kapitel, 12 Zeugen, die jeden Tag das Ideal verwirklichen, das Gott durch Chiara der ganzen Welt gegeben hat. Eine lebendige Geschichte, die sich in vielen Männern und Frauen heute noch fortsetzt.

 

    3 - Die Liebe besiegt alles (13. Mai 1944)

... "Aber er hatte einen anderen Plan für uns. Da der schreckliche Zweite Weltkrieg alles zerstörte, mussten viele Menschen aus der Stadt in die Berge fliehen. Am 13. Mai 1944, hatte dann ein Bombenangriff mein Haus unbewohnbar gemacht, und am Abend war ich mit meiner Familie in den nicht weit entfernten Wald von “Gocciadoro” geflohen. Ich erinnere mich in dieser Nacht, in der ich mit den anderen auf dem harten Boden übernachtete, nur an zwei Worte: Sterne und Tränen.

Sterne, weil ich sie im Laufe der Stunden alle über meinen Kopf hinweggehen sah; Tränen, weil ich weinte und mir bewusst wurde, dass ich Trient nicht mit den Meinen, die ich so sehr liebte, verlassen konnte. Ich sah bereits in meinen Gefährten die aufkommende Bewegung: Ich konnte sie nicht im Stich lassen.

Und es schien, dass der Heilige Geist, um mir Seinen Willen verständlich zu machen, mir Worte eingab, die ich in der Schule gelernt hatte: "Omnia vincit amor” (1), die Liebe besiegt alles. Die Liebe zu Gott sollte daher auch dies besiegen? Musste ich meine Eltern allein ziehen lassen, ich, die damals die einzige war, die sie finanziell unterstützte?

Ich tat dies mit dem Segen meines Vaters. Als sie auf die Berge zusteuerten, ging ich in die zerbombte Stadt zurück. Dabei erinnere ich mich, dass mir an einem bestimmten Punkt, im Corso 3 Novembre eine verzweifelte Frau entgegen kam. Sie packte mich an den Schultern und rief: "Vier sind mir umgekommen! Ich tröstete sie, so gut ich konnte, und da verstand ich, mit einem unauslöschlichen Bewusstsein, dass ich von da an, anstelle meines Schmerzes, da ich die Meinen zurück gelassen hatte, in meinem Herzen das Leiden der Menschheit tragen musste.

Ich suchte meine Gefährtinnen in der Via San Martino, inmitten der zerstörten Häuser und Strassen. Sie waren, Gott sei Dank, alle in Sicherheit. Uns wurde dann eine kleine Wohnung an der Piazza Cappuccini angeboten. Das erste Fokolar? Wir wussten es nicht, aber es war genau so." (Fortsetzung folgt)


Diese Geschichte wurde von Chiara Lubich zu verschiedenen Zeitpunkten selbst erzählt. Die Texte stammen aus dem ersten Kapitel des Buches “Un popolo nato dal Vangelo", E. Fondi - M. Zanzucchi, S. 4, Editrice San Paolo.  Historische Hinweise zu den verschiedenen Reden finden Sie auf S. 3.

[1] Virgilio, Bucoliche, X, 69.